Schöneres Wandern:
Schwierigkeits-Einstufung von Wanderwegen im Mittelgebirge

Während es für den Alpinbereich gut funktionierende Methoden zur Schwierigkeitsansprache von Wanderwegen gibt, fehlt dies bisher für Wege im Mittelgebirge. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wanderinstitut haben wir daher die bisher für unsere Bücher genutzte Methode zur Schwierigkeitsberechnung weiter entwickelt und noch besser differenziert. Ziel ist eine, auf fundierten Daten beruhende, Vereinheitlichung der Schwierigkeitsangaben für Wege in den Mittelgebirgen.

Um der Vielfalt an Wanderwegen (v.a. im Premiumsektor) gerecht zu werden, ist zur allgemeinen Schwierigkeitseinteilung nur ein kombiniertes System sinnvoll, bei dem es für eine bestimmte Entfernung sowie eine bestimmte Anzahl an Anstiegs- und Abstiegshöhenmeter Punkte gibt. Die Summe beider Werte bildet die Gesamtpunktzahl nach der sich die Anzahl der Stiefel für die Grundschwierigkeit richtet. Diese kann sich gegebenenfalls durch Schlüsselstellen erhöhen, die zusätzlich berechnet und angegeben werden.

Leicht

Leichte Touren weisen nur geringe Höhenunterschiede auf und sind, was die Entfernung angeht, meistens auch in einem halben Tag zu bewältigen. Sie stellen keine besonderen Anforderungen an Kondition und Trittsicherheit. Es gibt keine Wegabschnitte, die Schwindelfreiheit erfordern. Kurze steilere Abschnitte sind möglich. Je nach Wegformat können Teilbereiche bei nassem Wetter schwierig begehbar sein.

Mittelschwer

Mittelschwere Touren sind mit normaler Kondition gut zu bewältigen. Pfadige Abschnitte können gute Trittsicherheit verlangen, daher ist festes Schuhwerk wichtig, Wanderstöcke können sinnvoll sein. Einige etwas längere und auch steilere An- und Abstiege sind möglich. Schwierige (z.B. gesicherte) Passagen sind die absolute Ausnahme und können in der Regel per Umgehung vermieden werden. Naturbelassene Abschnitte können bei nassem Wetter schwierig zu begehen sein.

schwer_und_sehr_schwer

Schwere Touren verlangen aufgrund der Länge und/oder der zu bewältigenden Höhenmeter sehr gute Kondition und Ausdauer. Auch sehr gute Trittsicherheit ist notwendig, um steile An- und Abstiege auf teils anspruchsvollen Pfaden zu bewältigen. Seilgesicherte Abschnitte und / oder einfache Kletterpassagen, die ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit erfordern, sind möglich. Festes Schuhwerk und Wanderstöcke sind wichtig. Pfade und ausgesetzte Passagen sind bei nassem oder winterlichem Wetter oft nur schwierig oder auch gar nicht zu begehen.

Schlüsselstellen und Zusatzeinstufung „anspruchsvoll“ bei (Premium)Wanderwegen
Weist ein Weg Schlüsselstellen auf, werden diese gesondert berechnet und zu den allgemeinen Schwierigkeitsstiefeln addiert (max. +2). Es werden derzeit sechs Arten von Schlüsselstellen differenziert, die unterschiedlich stark gewichtet werden.
Summieren sich die so erzielten Zusatzstiefel auf 1 oder mehr, wird ein Weg dann, in Ergänzung der allgemeinen Schwierigkeitsstufe, auch noch als „anspruchsvoll“ eingestuft.

Sonderfall Premiumspazierwanderwege
Generell kann auch die Wegschwierigkeit eines Premiumspazierwanderweges mit unserem Rechner bestimmt werden. Die Schwierigkeit wird in der Regel „sehr leicht“, „leicht“ oder maximal „mittelschwer“ sein.
Allerdings sollte man in Hinblick auf die Zielgruppe bei der Vergabe des Zusatzattributs „anspruchsvoll“ deutlich niedrigere Maßstäbe anlegen, als bei „normalen“ (Premium-)Wanderwegen. Das bedeutet, dass auch An- und Abstiege oder Geländestufen, die nicht den im Rechner festgelegten Grenzwerten entsprechen einen Premiumspazierwanderweg streckenweise anspruchsvoll machen können. Gleiches gilt für besonders schwierige Untergründe, wie grobsteinigen Boden, der normalerweise nicht zum Attribut „anspruchsvoll“ führt. Gesicherte Wegpassagen treten dagegen gar nicht auf, da sie ein Ausschlusskriterium für Premiumspazierwanderwege sind.
Wichtig ist es, dass auf Flyern, Wegportalen oder Wegbeschreibungen auf solche Schlüsselstellen hingewiesen wird und ein ansonsten ev. „sehr leichter“, „leichter“ oder „mittelschwerer“ Premiumspazierweg dann zusätzlich als „stellenweise anspruchsvoll“ ausgewiesen wird.